„Take the world inside you and bring the inside out.“
Inge Jung.
Aktuelles:
„Ein Lidschlag nur entfernt sieht das Sehnen auf die Ewigkeit“
Ausstellung im Stadtmuseum in Goch, 21.5.2023 bis 13.8.2023
Zeichnungen, Ölgemälde und Collagen – während der Ausstellung wird Kurzfilm von Carla Gottwein über Ingeborg Jung gezeigt. Weitere Informationen zur Ausstellung finden Besucher auf der Website des Museums.
Ingeborg Jung wurde 1951 in Bad Honnef geboren und lebt seit 2015 in Goch, wo sie auch arbeitet. Schon seit ihrer frühen Jugend widmet sie sich dem Zeichnen und dem Verfassen von Gedichten. Nach ihrem High-School-Abschluss in New Jersey, USA, begann sie ihr Studium in Bonn, wo sie Philosophie, Germanistik, Kunstgeschichte und Pädagogik studierte. Im Jahr 1974 schloss sie ihr Studium an der FHS Köln im Fachbereich Freie Grafik erfolgreich mit einem Diplom ab. Seit 1976 arbeitet sie als freie Künstlerin und hat an zahlreichen Ausstellungen teilgenommen.
Ingeborg Jung setzt sich in ihren Werken sowohl kritisch mit ihrer persönlichen Lebensgeschichte als auch mit aktuellen Ereignissen auseinander. Die Künstlerin findet ihre Motive sowohl in ihren Träumen als auch in der realen Welt. Die Titel ihrer Werke helfen dem Betrachter, das Gesehene zu verstehen und einzuordnen. In einigen ihrer Arbeiten kombiniert sie auch Text und Bild miteinander. Neben ihrer bildnerischen Arbeit hat sie auch eine Vielzahl von Gedichten und Kurzgeschichten verfasst, von denen einige bereits veröffentlicht wurden.
Nach ihrer 1984 erschienenen Fotosequenz zweiundneunzigmalseinzusein, die dann in einer Kurzfilmadaption im November 1989 im New Yorker Museum of Modern Art gezeigt wurde, rekuriert Inge Jung abermals auf die Gestaltungsmöglichkeit der sog. body art, die seit Bruce Naumans hologrammatischer Serie „Making Faces“ (1968) zunehmend das Ausdruckspozential des Gesichtes ins Zentrum rückt.
Übertrieben, grotesk und tragikomisch wirken die 1992 fotografisch fixierten Grimassen, die unter Zuhilfenahme kosmetischer Verfremdung sich zu Doppelmasken von expressiver Intensität potentieren. Maske und Grimasse neutralisieren sich hierbei nicht, bilden keine bildkünstlerische Tautologie, sondern verbinden sich zu einer komplexen Metaphorik. Denn anders als die mutmaßliche etymologische Herleitung aus arab. mashara impliziert, sind Inge Jungs Masken keine Possenreißerei, kein karnevalesker Mummenschanz; vielmehr stellen sie Ausdrucksformen archetypaler Gefühlsregungen dar, sind die Konkretisierung von Irrationalitäten, die man in der Folge despositivistischen Weltentwurfs nach Auguste Comte für domestiziert glaubte.
Doch gerade die intensive Auseinandersetzung des 20. Jhds mit der Maske und der Formsprache des Grotesken und Absurden beweist, dass das Vernunftskontrollierte und Abnorme eine ungebrochene Dominanz hat.
Und wie auch James Ensors Umgang mit dem Phänomen Maske bezeugt, spiegelt es gleichermaßen die neuzeitlich relevante Frage nach der Persönlichkeit, ist es Sinnbild der Identitätskrise des modernen Menschen. Im heraklitischen panta rhei – das seit Walter Pater Gegenstand der Modernediskussion ist – konstituiert sich der Mensch aus einem Konglomerat des personae (lat. Maske), aus einer Vielzahl von Gesichtslarven ohne lokalisierbares Zentrum.
Unter diesem Ideen- und Kulturgeschichtlichem Aspekt betrachtet, sind Inge Jungs Gesichtsdeformationen beunruhigende Vexierrätsel, die die irritierende Frage nach der Standortbestimmung und der Beschaffenheit des Individuums immer wieder stellen, doch niemals selbstherrlich beantworten.
Dr. Norbert Lennartz, Universität Bonn
’92mal sein zu sein‘
von: Ingeborg Jung
Verlag: Köln:Post, erschienen 1984, broschiert, 102 S.
ISBN: 3923167040
‚zweiundneunzigmalseinzusein‘ – der Film,
16mm, s/w, 12 min, erschienen 1988
Stummfilm von Inge Jung
Produktion: Andreas Fischer, Musik: RO Willaschek
Tournee durch Südamerika / In den Bestand des moma New York aufgenommen.
„Creativity that reflects, confronts, sings and shouts. As colourful as life, as deep as the soul.“
Neben ihrer Tätigkeit im Bereich der Druckgrafik hat Ingeborg Jung auch Zeichnungen, Ölgemälde und Collagen geschaffen. Sie trat auch als Performancekünstlerin im Brühler Kunstverein auf und veröffentlichte 1984 ein Buch mit dem Titel „zweiundneunzigmalseinzusein“, das sich mit ihrer Performance beschäftigte. Während dieser Zeit verbrachte sie auch einen Aufenthalt als Gastkünstlerin im Haus der Künstler in Maria Gugging, Österreich.